Klimaschutz

CO₂-Einsparungen: unser Weg zu Net Zero

Die Verkehrszahlen haben sich auch im Jahr 2023 weiter erholt. Dies führte zu einem marginalen Anstieg der dem Flughafen zurechenbaren CO₂-Emissionen um 140 auf insgesamt 90.492 Tonnen. Damit liegt dieser Wert knapp 11.000 Tonnen unter dem Vor-Corona-Niveau aus dem Jahr 2019. 2023 hat die Flughafen München GmbH rund 1,4 Millionen Euro investiert, um den Treibhausgas-Ausstoß durch 18 weitere Einzelmaßnahmen langfristig um 2.852 Tonnen zu verringern. Dank der insgesamt 351 bereits seit 2005 umgesetzten Maßnahmen konnten wir unseren CO₂-Ausstoß um mehr als 57.000 Tonnen CO₂ pro Jahr senken. Mit den steigenden Passagierzahlen reduzierten sich 2023 die spezifischen CO₂-Emissionen pro Passagier:in auf 2,44 Kilogramm (Scope 1 und 2).

Konzernlagebericht: CO₂-Einsparungen (Seite 37)
Klimaschutz-Portal
CDP

CO₂-Emissionen

CO₂-Footprint: komplexe Rechenaufgabe

Der Betrieb einer großen Infrastrukturanlage bringt Emissionen verschiedenster Verursacher mit sich. Sie alle fließen in die Bilanzierung des Treibhausgas-Ausstoßes eines Flughafens mit ein. Den größten Anteil machen dabei die Emissionen des Flugverkehrs im Landing-and-Take-off-Zyklus aus (landende und startende Flugzeuge bis zu einer Höhe von 3.000 Fuß). Als Grundlage für die vergleichbare Erfassung aller Emissionen dient der CO₂-Footprint. Er gliedert den Treibhausgas-Ausstoß, der einem Flughafen zugerechnet wird, nach dem internationalen Standard »Greenhouse Gas Protocol« in drei unterschiedliche Quellen (Scopes).

Greenhouse-Gas-Emissionen

Scope 1 und Scope 2

Energiekonzept: Fotovoltaik und Biogas als Lösungsstrategie

Der Flughafen München will zukünftig für seine Energieversorgung möglichst viele verfügbare Ressourcen in der Region nutzen. Dafür sollen bis 2030 Fotovoltaikanlagen mit insgesamt 50 Megawatt Leistung auf Parkhäusern, Frachtgebäuden und geeigneten Freiflächen in Betrieb gehen. 2023 wurden davon bereits fünf Megawatt beauftragt. Die Primärenergieversorgung des Blockheizkraftwerks soll künftig auf Biogas umgestellt werden. Die hohen Energiepreise und die Abhängigkeit von russischem Erdgas sind neben dem Klimaschutz ein weiteres Argument, die Autarkie der Energieversorgung voranzutreiben.

Ziel: Ausbau Fotovoltaikanlagen

  • 20 MW auf Dachflächen
  • 30 MW auf Freiflächen
  • Über 50.000 MWh Sonnenstrom
  • Entspricht dem Stromverbrauch von knapp 15.000 Haushalten beziehungsweise einem Viertel des Stromverbrauchs des Münchner Flughafens im Vorkrisenjahr 2019
  • Über 19.000 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr

Biogasanlage

Ökologischer Ressourcenkreislauf in neuer Biogasanlage
Der Flughafen München plant, zukünftig auch Biomethan aus Bioabfall als Brennstoff für sein Blockheizkraftwerk zu verwenden und verhandelt aktuell mit möglichen Kooperationspartnern. Mit diesem Leuchtturmprojekt bleibt das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung erhalten.

Sonderstab deckt Einsparpotenziale auf

Am Flughafen München setzte der im Jahr 2022 initiierte Sonderstab »Energie« seine Arbeit fort, um die gesetzlich verordneten Energiesparvorgaben zu erfüllen sowie ökonomische und ökologische Einsparpotenziale bestmöglich zu nutzen. In Summe sparen wir durch die umgesetzten Maßnahmen des Sonderstabs circa sieben GWh Strom pro Jahr am Flughafen-Campus nachhaltig ein.

TOP-3-Maßnahmen

LEDs zur Senkung des Energieverbrauchs
Erzielte der Flughafen München im Jahr 2022 noch in der Kategorie Lüftungstechnik die größten Einsparungen, nahm 2023 die Kategorie Licht diesen Platz ein. Allem voran erbrachte die Umrüstung der Parkhausinnenbeleuchtung circa 71 Prozent der Gesamteinsparungen beim Thema Beleuchtung. Neben dem Austausch alter Leuchtmittel gegen LED rückt eine optimale Beleuchtungssteuerung immer mehr in den Vordergrund. Effektive Stellhebel sind hier die Regelung der Helligkeit und die Präsenzsteuerung.

Treibstoffverbrauch bei Abfertigungsfahrzeugen nimmt ab
Die Elektrifizierung von insgesamt 64 Fahrzeugen – darunter Hubtransporter, Treppen, Zugfahrzeuge und Kleintransporter – hat bei der Tochtergesellschaft AeroGround sehr große Einsparungen an Diesel und Benzin erzielt. Allein bei den 47 Zugfahrzeugen sank dadurch der Treibstoffverbrauch um circa 200.000 Liter pro Jahr.

Optimierung der Lüftungsanlagen
Wie schon in den letzten Jahren wird die Optimierung der Lüftungsanlagen am gesamten Campus weiter vorangetrieben. Neben dem Austausch von Ventilatoren der neuesten Generation mit sogenannter Mehrmotorentechnik arbeiten wir parallel daran, die Druckverluste im Gesamtsystem zu reduzieren. Ein Beispiel hierfür ist der stellenweise Rückbau von großen Schalldämpfern in den Lüftungszentralen und der selektive Einsatz von nachgelagerten Schalldämpfern im Kanalnetz.

Auszug aus den 2023 abgeschlossenen Maßnahmen zur Energieeffizienz (Scope 1 und 2)

ThemaMaßnahmeCO₂-Einsparung pro Jahr in Tonnen
RaumlufttechnikUmbau der Lüftungsanlagen im Terminal 2386
Umbau der Lüftungsanlagen im Terminal 1 und in weiteren Gebäuden323
BeleuchtungUmrüstung auf LED-Technik im Parkhaus P5365
Umrüstung auf LED-Technik und Optimierung der Steuerung im Parkhaus P20 (Bauabschnitt 2)267
Umrüstung auf LED-Technik und Optimierung der Steuerung im T2252
FahrzeugeElektrifizierung Fahrzeugflotte622

Elektromobilität: Anteil wächst auf 37 Prozent

Der Münchner Flughafen hat bereits verschiedene alternative Antriebskonzepte getestet. Dazu zählen die Eröffnung der weltweit ersten öffentlichen Wasserstofftankstelle im Jahr 1999 sowie Versuche mit Biogas, Bioethanol, Biodiesel und C.A.R.E.-Diesel. Außerdem betreiben wir derzeit 135 Pkws und Kleintransporter sowie 366 Abfertigungs- und Spezialgeräte elektrisch. Bis 2030 sollen Elektrofahrzeuge den Großteil des Fuhrparks ausmachen. 2023 sind vor allem im Abfertigungsbereich wieder verstärkt Investitionen in die Beschaffung von Elektrofahrzeugen getätigt worden. Ihr Anteil ist auf 37 Prozent angewachsen. Mit Blick auf die technologische Weiterentwicklung wird der Fahrzeugmix bis 2030 auf Basis besserer Batterien, grünen Wasserstoffs, synthetischer Kraftstoffe und weiterer alternativer Antriebskonzepte noch stärker diversifiziert sein.

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr hat dem Flughafen München Fördergelder in Höhe von knapp 24 Millionen Euro zugesprochen. Mit dieser Zuwendung wird die Anschaffung von bis zu 72 elektrisch betriebenen Passagierbussen inklusive der notwendigen Ladeinfrastruktur am Münchner Airport unterstützt. Die AeroGround, ein am Münchner Airport für Passagier- und Crewtransporte zuständiges Tochterunternehmen der FMG, will ihre Busflotte bis zum Jahr 2025 komplett auf Elektroantrieb umstellen und dafür bis zu 60 Millionen Euro investieren.

Die FMG hat bis dato über 600 Ladepunkte sowohl für eigene Poolfahrzeuge als auch für Airlines, Behörden, den Mietwagen- und Car-Sharing-Bereich, Flugreisende und teilweise auch Bodenabfertigungsgeräte errichtet. Bis 2030 ist vorgesehen, die bestehende Ladeinfrastruktur um mehrere tausend Ladepunkte zu erweitern. Ein Beispiel ist die geplante Ausstattung von zwei Parkhäusern mit bis zu 200 Ladepunkten je Gebäude. Diese Ladestationen werden aus einer Dach-Fotovoltaikanlage in Kombination mit einem leistungsstarken Energiespeicher gespeist, um die erzeugte Energie effizient zu nutzen. Als Herzstück soll ein intelligentes Lademanagement sicherstellen, dass die Elektrofahrzeuge bedarfsgerecht geladen werden. Dabei arbeiten wir eng mit Partnern aus der Industrie zusammen, um mit innovativen Lösungen den Einsatz von Elektromobilität auf dem gesamten Flughafengelände weiter voranzutreiben.

Scope 3

Dachsanierung: Wärmebedarf im Hangar sinkt

2023 haben wir die Dachflächen auf dem Hangar 1 energetisch saniert. Die Optimierung von circa 30.000 Quadratmetern an Flach- und Glasdächern sowie von Rauchwärmeabzugsklappen hat den Wärmebedarf des Gebäudes um etwa zehn Prozent reduziert.

Luftgüte: konsequentes Monitoring

Stickstoffoxide und Feinstaub: auf niedrigem Level

Wie beim CO₂ verursachen auch bei den Luftschadstoffen die Flugzeuge deutlich mehr Emissionen als der Bodenverkehr auf den Vorfeldern und Zubringer- und Betriebsstraßen. Eine messtechnische Unterscheidung der Immissionen ist jedoch nicht möglich. Für die Beurteilung der Luftgüte am Flughafen und in seiner Umgebung spielen insbesondere Stickstoffoxide und Feinstäube eine bedeutende Rolle. Zur Messung von Luftschadstoffen betreiben wir eine mobile und zwei stationäre Messstationen. Die stationären Messstationen im Westen und im Osten des Flughafens erfassen die Wirkung der Schadstoffquellen des Straßen- und Luftverkehrs und des sonstigen Flughafenbetriebs – überlagert von der Grundbelastung des Ballungsraums München und der natürlichen Hintergrundkonzentration in der Atmosphäre. Die mobile Luftgütemessstation dient auf Anfrage von Gemeinden dazu, die Luftqualität vor Ort zu untersuchen. Mobile Messungen fanden 2023 auf dem Volksfestplatz in Hallbergmoos statt.

Die Stickstoffdioxidkonzentrationen am Flughafen München bewegten sich auch im Jahr 2023 auf einem für einen vorstädtischen Bereich typischen Niveau. Mit der Covid-19-Pandemie zeigte sich ein deutlicher Rückgang der Konzentrationen, der sich trotz zunehmenden Flugverkehrs fortsetzt. Die Feinstaubkonzentrationen am Flughafen München liegen auf einem konstant niedrigen Level und sind typisch für den ländlichen Raum. Hier beobachten wir eine deutliche meteorologische Abhängigkeit: Trockenes und heißes Wetter begünstigt höhere Feinstaubwerte. An den beiden stationären und an der mobilen Luftgütemessstation wurden 2023 alle geltenden gesetzlichen Grenzwerte deutlich unterschritten.

Messergebnisse in Echtzeit  
Luftgüte

Schadstoffkonzentrationen an der Messstelle im Osten des Flughafengeländes

Jahresmittelwerte in μg/m3

Landeentgelte: Emissionen als Grundlage

Die FMG erhebt emissionsorientierte Landeentgelte. Damit wollen wir Triebwerkshersteller und Flugzeugbauer motivieren, verstärkt in die Entwicklung von schadstoffärmerem Fluggerät zu investieren. Der Flughafen München trägt so zu einer besseren Umweltqualität in der Umgebung bei. Anhand der gelandeten Flugzeugtypen können wir die Schadstoffe – einschließlich CO₂ – triebwerksgenau bilanzieren und den technischen Fortschritt unmittelbar abbilden.

Ultrafeinstaub: noch ein Forschungsthema

Der Flugverkehr ist eine Quelle für ultrafeine Partikel (UFP). Aktuell gibt es jedoch noch keinen objektiven Maßstab für eine Beurteilung der Partikelkonzentrationen und auch keine Grenzwerte. Im Umfeld des Flughafens München misst seit dem Frühjahr 2021 die Universität Bayreuth im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums die UFP-Konzentration an der Stadtgärtnerei in Freising und auf dem Volksfestplatz in Hallbergmoos. Erste Ergebnisse für das Jahr 2022 hat das Umweltministerium inzwischen veröffentlicht. Demnach liegen die Konzentrationen in Freising und Hallbergmoos auf einem ähnlichen Niveau wie an den Messstationen des Bayerischen Landesamts für Umwelt in Regensburg, Augsburg und München. Die FMG unterstützt die Messungen der Universität Bayreuth mit der mobilen Messstation am Standort Hallbergmoos und erhebt weitere Luftgüteparameter zur Interpretation der UFP-Konzentrationen. Die FMG führt selbst keine UFP-Messungen durch.

UFP-Messungen

Bio-Honig: 29 Bienenvölker rund um den Flughafen

Langlebige Schadstoffe können sich in der Umwelt anreichern und so in die Nahrungskette gelangen. Diesem Sachverhalt trägt der Flughafen München seit vielen Jahren mit verschiedenen Untersuchungen Rechnung. 2023 wurden an acht Messpunkten im Umland Pflanztöpfe mit Welschem Weidelgras und Grünkohl aufgestellt, um die Belastung von Futter- und Nahrungsmitteln im Flughafenumfeld zu untersuchen. Es zeigten sich keine Auffälligkeiten. Auch das Honigmonitoring haben wir mit 29 Bienenvölkern rund um den Flughafen fortgesetzt. Der Münchner Flughafenhonig ist seit 2023 als »Bio« zertifiziert. Er erfüllt als erster Honig eines deutschen Flughafens die Vorgaben der Kennzeichenverordnung »DE-Öko-037« und darf auf dem Etikett das EU-Bio-Siegel und das deutsche Bio-Siegel tragen.

Honigmonitoring

Messpunkte Luftgüte und Biomonitoring

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